Ist uns ein Leben in Harmonie möglich?

Wer will das nicht? Ein Leben in perfekter Harmonie, erfüllt mit positiven Erfahrungen, wahrhaftigen Beziehungen, Geld, innerem und äußerem Reichtum.
Ich habe noch nie jemanden getroffen, der dies nicht unterschreiben mochte.

Doch wie sieht unsere Realität aus? In den Medien bekommen wir tagtäglich die Botschaft, dass wir in Angst und ständiger Wachsamkeit leben müssen, um nicht selbst Opfer zu werden und dann selbst in den Nachrichten zu erscheinen.
Eine negative Nachricht jagt die nächste.

Vor Jahren habe ich mich schon gefragt, warum in den Nachrichten überhaupt nichts Positives erwähnt wird. Warum nicht von den Erfolgen der Menschen gesprochen wird. Als Antwort bekam ich zu hören, dass dies niemanden interessieren würde. Nur mit negativen Schlagzeilen könne man die Zuschauer erreichen und fesseln und nur dies bringe die so notwendigen Einschaltquoten.

Seit ich nun vor einigen Wochen einen Vortrag über das Gesetz der Resonanz gehört habe, betrachte ich das anders. Es wird in meinen Augen definitiv Angstenergie aufgebaut. Und das recht konsequent.

Für mein Leben in Harmonie war das wie ein Knock out. Ich nahm mir vor, auf Nachrichten zu verzichten. Die meisten Ereignisse betrafen mich nicht. Es war lediglich ein Teilhaben und Mitleiden, das ich verspürte. Und ich war danach wieder geimpft, geimpft für die Angst in mir.

Im Vortrag wurde angeregt, eine Woche auf Nachrichten zu verzichten, auf negative Musik und negative, angsterzeugende Filme.
Schnell merkte ich, dass es schwer war, dies mit laufendem Fernseher umzusetzen. Lief doch in fast jedem Programm immer mal wieder so ein Beitrag. Und wenn es nur bei der Werbeeinblendung für den kommenden Film war, ich wurde nicht geschont.

Also blieb der Fernseher aus! Doch was tun mit all der Zeit?
Mein Radio lief nur ab und an und auch hier kam kaum Ablenkung. Für mich war das zunächst eine große Herausforderung.

Mit den Tagen veränderte sich in mir etwas. Ich wurde kreativ.
Keine Ahnung warum, ich war plötzlich in der Lage, die Dinge anzugehen, die ich schon lange vorhatte.

Eins aber ist mir dann doch aufgefallen: Wie sehr ich bereits in Angst lebte. Morgens beim Aufwachen, was waren da meine ersten Gedanken? Was meine letzten Erinnerungen an den Traum? Angst! Situationen, in denen ich in Angst etwas tat. Angst, einen geliebten Menschen zu verlieren oder Angst, etwas zu verpassen. Stets verwirrte das Gefühl von Angst meine Gedankenbilder und ich fühlte mich nicht wirklich wohler als zuvor. Es war als würde mein Denken so funktionieren, als ginge es nicht ohne.

Obwohl ich bereits mehrere Tage keine negativen Botschaften in meinen Alltag ließ, war Angst mein erstes Thema am Tag und mein letztes der Nacht.
Es entstand sogar der Eindruck, als würde es sinnvoller sein, mich wieder den negativen Nachrichten hinzugeben, um meine Angst wieder im Außen, in den Nachrichten zu wissen.
Dass dies nicht wirklich so war, machte sich nach einiger Zeit bemerkbar. Es war wie das letzte Aufbäumen der Sehnsucht nach Negativem, da ich es all die Jahre zuvor ja so gewohnt war. Es schien, dass sich eine alte Gewohnheit nicht so einfach abstellen lassen wollte und sie noch einmal all ihre Kraft zusammennahm, einen letzten Versuch zu starten, mich wieder auf Spur zu bringen. Im Grunde war es ein kalter Entzug.

Heute, nachdem der Entzug mehrere Male durchlebt ist, lebe ich viel bewusster. Die Ablenkung vom Jetzt, von dem, was gerade vor sich geht, besteht weiterhin. Ich sehe es generell als die Angst vor Nähe, Erlebtes nicht spüren zu können, nicht im Jetzt sein zu wollen. Einen Tag später ist weit genug entfernt und dann erlebe ich mich beim Erzählen, wie lebhaft doch der gestrige Tag gewesen sei und welch großartige Eindrücke doch da waren. Wohlwissend, dass da eine andere Instanz in mir gewirkt haben muss, denn ich selbst war ja um Ablenkung bemüht.

Die innere Harmonie scheint also durch tieferliegende Prozesse weiterhin gestört und nicht ständig präsent zu sein.

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